Caritas Ghana: Sister Regina im Porträt

„Aus dem Gebet schöpfe ich Kraft“
Sister Regina unterstützt Kinder, die auf den Feldern ihrer Familien hart arbeiten müssen, auf ihrem steinigen Weg aus der Armut. Sie zeigt ihnen, wie wichtig Bildung ist. Und sie spricht ihnen Mut zu. Das gelingt ihr auch, weil sie ist, wer sie ist. Und weil ihr Glaube ihr die Kraft dazu gibt. Unterstütze du sie mit deiner Spende im Kampf gegen Kinderarbeit und Ausbeutung.
Wir treffen Sr. Regina bei einem Interviewtermin mit Radio Orange im 2. Wiener Gemeindebezirk. Sr. Regina trägt die weiße Tracht, ein Kreuz an einer langen Silberkette und einen türkisfarbenen Schal. Unter dem Schleier ist ihr Haaransatz zu sehen. Einige Strähnchen beginnen grau zu werden. Ihr Blick ist warmherzig. Ebenso ihr Lächeln.
Das Schicksal der Anderen berührt
Schon als junge Frau ist sie Kindern begegnet, die von ihren Eltern verkauft wurden und wie Sklav*innen schuften mussten. Die Schicksale dieser Kinder haben Sr. Regina sehr berührt. Sie haben in ihr den Keim gelegt, mit von Armut betroffenen Kindern arbeiten zu wollen.
Wie sich Armut anfühlt und wie schwer es ist, ihr zu entkommen, weiß die heutige Menschenrechts- und Kinderschutz-Beauftragte von Caritas Ghana aus eigener Erfahrung. „Ich komme ja selbst vom Dorf. Da ist es schwierig, in der Schule zu bleiben, wenn du nicht stark genug bist und das wirklich möchtest. Viele meiner Schulkolleginnen sind schon als Teenagerinnen schwanger geworden und haben die Schule nie abschließen können.“

Sr. Regina (in weiß) im Gottesdienst mit den Kindern.
Das Leben im Dorf prägt
Das Dorf, in dem Sr. Regina aufgewachsen ist, liegt in der Nähe des Volta Lake in Ghana. Dort leben die Menschen vor allem vom Anbau von Kochbananen und Yamswurzeln. Schon als kleines Kind ist sie mit ihren Eltern und ihren sechs Geschwistern jeden Tag aufs Feld gegangen und hat mitgeholfen, die Felder zu bestellen, die Früchte zu ernten, zu verarbeiten und zu verkaufen. Der Unterschied zu anderen Familien war: Ihre Eltern haben großen Wert draufgelegt, dass sie und ihre Geschwister zur Schule gehen und nicht zu hart arbeiten.
Sr. Regina beschreibt das Mädchen, das sie damals war, als sehr ruhig und fleißig. Zuhause hat sie überall angepackt und hat alle Arbeiten übernommen. Auch jene, die üblicherweise von Männern erledigt wurden, wie z.B.das Dach reparieren. Den Entschluss, Nonne zu werden, fasst sie schon als junges Mädchen, als sie zum ersten Mal Nonnen in ihrem Dorf gesehen hatte. „Ihre Gewänder haben mich sehr beeindruckt. Ich wollte arbeiten wie sie. Eines Tages habe ich zu meinen Eltern gesagt: ‚Ich möchte mein Leben Gott widmen.‘ Meine Eltern waren einverstanden. Aber sie wollten, dass ich davor eine Ausbildung abschließe.“

Ein Dorf in Ghana. Foto: Haijes
Aus Leidenschaft für Menschen
So ist Sr. Regina nach Akkra gegangen, um Computer Science zu studieren. Nebenher hat sie sich darauf vorbreitet, Nonne zu werden. Sie wollte für Menschen sorgen, die Hilfe benötigen. „Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Menschen,“ beschreibt Sr. Regina ihre Motivation. „Ich erinnere mich an zuhause. In meinem Dorf lebten Menschen, die keinen Platz zum Schlafen hatten. Mein Vater hat diesen fremden Menschen ein Bett gegeben, und wir haben für sie gekocht und ihnen zu essen gegeben.“ Während ihrer Ausbildung unterrichtete sie Schulkinder und Ministrant*innen im Katechismus. „Dabei habe ich meine Liebe zu Kindern entwickelt, die von Armut betroffen sind und keine Schulgebühren zahlen können. Diese Kinder brauchen unsere Hilfe, damit sie selbst ihre Zukunft in die Hand nehmen können und wir eine gerechte Gesellschaft aufbauen können.“ So begann sie, Kinder zu begleiten und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
„Anderen Menschen zu helfen, erfüllt mich mit großer Freude!“, strahlt Sr. Regina. Die Kinder, denen sie in ihrer Anfangszeit geholfen hat, sind heute Pflegekräfte, Lehrer*innen oder haben studiert. „Manche rufen mich an und sagen mir: ‚God bless you! Ohne Dich hätte ich es nicht geschafft!‘ – Das macht mich jedes Mal sehr glücklich! Zu sehen, wie Menschen sich aus ihrem Leid befreien. Sie in eine bessere Zukunft zu begleiten und meinen Beitrag dazu leisten zu dürfen, erfüllt mich mit großer Freude!“
Durchhalten und Vertrauen auf Gott
Ihre Botschaft ist: Durchhalten! „Wenn du lernst durchzuhalten, auch wenn es schwierig wird, gibst du nicht auf. So war ich, als Kind, als Jugendliche und auch jetzt,“ sagt Sr. Regina bestimmt. Heute hat sie Abschlüsse in Computer Science, in Business Administration und Rechtswissenschaften. „Letztes Jahr war ich in Paris. Ich sollte bei einem internationalen Treffen eine Rede halten. Ich habe mir selbst dabei zugesehen und gedacht: ‚Wow! Von meinem kleinen Dorf habe ich es bis hierher auf die internationale Bühne geschafft.‘ Das habe ich geschafft, weil ich durchgehalten und gekämpft habe. Das erzähle ich den Kindern, um ihnen Mut zu machen und sie zu inspirieren.“ So stellt Sr. Regina heute für viele ein Vorbild dar.
Müde wird die viel gefragte Ordensfrau nicht. Sr. Regina ist immer noch eine ausdauernde Kämpferin. Ihre Kraft für den Kampf gegen Kinderhandel, Kinderarbeit und Gewalt an Frauen schöpft sie aus ihrem Vertrauen auf Gott und aus dem Gebet.

In einer von Caritas Ghana unterstützten Schule