Wir sind Sternsingen

Wir sind die, auf die man nach Weihnachten wartet. Mit uns beginnt das Jahr mit einem Segen. Wir bringen die Frohe Botschaft und ziehen für eine gerechte Welt von Haus zu Haus. Wir sind Team Sternsingen – in ganz Österreich.

Sternsingen ist etwas Besonderes

Meine Pfarre Villach St. Nikolai in der Diözese Gurk-Klagenfurt ist eine sehr große Pfarre (ca. 5000 Katholiken), die von den Franziskanern betreut wird. Ich bin seit 15 Jahren im PGR und arbeite ehrenamtlich in den Bereichen „Soziales“ und „Gemeinschaft“ mit. 

Seit 10 Jahren bin ich zusammen mit weiteren 5 Personen im Organisationsteam. Neben der Gesamtorganisation gibt es eine Verantwortliche für die Einteilung der Begleiter, eine Verantwortliche für die Einteilung der Gastfamilien (Essen), einen Verantwortlichen für die Proben (Lied, Text….), einen Verantwortlichen für die Einteilung der Touren (Pläne). Vor „Corona“ war es uns möglich das ganze Pfarrgebiet mit über 30 Gruppen (Kinder- Firmling -und Erwachsenengruppen) zu besuchen. Es ist für mich eine große Freude zu sehen, mit welcher Begeisterung Kinder und Jugendliche dieses Sternsingen machen. Viele Menschen (vor allem ältere Menschen) warten auf die Sternsinger und haben wirklich Tränen in den Augen, wenn die Sternsinger den Segen in das Haus oder in die Wohnung bringen. 

In den letzten beiden Jahren beschränkte sich die Sternsingeraktion auf das Singen von ein paar Gruppen am Nikolaiplatz und bei den Sonntagsgottesdiensten.  

Wir haben in der Früh zehn Gruppen losgeschickt. Dementsprechend groß war der Wirbel. Als wir glaubten, dass alle weg seien, kam ein eingekleidetes „Sternsingerkind“ verzweifelt aus einer Ecke in unserem Pfarrsaal. Es hatte im Trubel seine Gruppe verloren. Ein paar Telefonate und eine Autofahrt und das zurückgelassene Kind war wieder bei seiner Gruppe. 

Wie es allerdings im heurigen Jahr laufen wird, ist noch unbekannt. Wir wissen nicht, ob wir Kinder, so wie in der Zeit vor „Corona“, motivieren können, bei dieser Aktion mitzumachen. In der Pfarre sind auch Veränderungen eingetreten und es müssen neue Leute für die Organisation gefunden werden. Vielleicht erstellen wir ein neues Konzept. 

Sternsingen ist etwas Besonderes. Einmal im Jahr besuchen wir die Haushalte der Pfarre und bringen den Segen und die Weihnachtsbotschaft zu den Menschen (Begegnung, Verkündigung) Es ist für uns als Pfarre eine der wenigen Möglichkeiten, mit Familien und deren Kindern in Kontakt zu kommen, denn die pfarrliche Bindung ist nicht mehr gegeben!  

Monika Rössler, unterrichtet an der HTL Villach Mathematik, wandert und pilgert gerne. Als Kind wäre sie sehr gerne „Sternsingen“ gegangen, aber damals durften in ihrer Pfarre in der Steiermark nur Buben sternsingen gehen! 

Monika Rössler, Villach-St. Nikolai/Kärnten

Im Hergottwinkel warten 1000 Schilling

Ich komme ursprünglich aus Salzburg. Ich habe als Jungscharkind in meiner Pfarre Werfenweng, die mitten im Gebirge liegt, die ersten schönen Sternsingererfahrungen gemacht. Seit dem Jahr 1980 gehe ich ununterbrochen Sternsingen – bis auf einmal, da war ich krank und konnte nicht aus dem Bett. 

Jetzt wohne ich in der Diözese Gurk, in der Pfarre Klagenfurt-St. Martin und arbeite auch für die Kirche. Ich bin dort als Seelsorgeamtsleiterin tätig, also zuständig für die Seelsorge in der Diözese. 

Ich übe mit den Kindern die Lieder und Sprüche ein. Mir ist es wichtig, dass die Kinder das gut können, weil ich ihnen immer sage: Ihr seid jetzt wichtige Botschafterinnen und Botschafter für die Menschen. Wenn ihr in ein Haus kommt, sagt ihr ja nicht, dass Coca Cola gut schmeckt, sondern: Jesus ist geboren!  

Sternsingen gehen heißt für mich auch schöne, bewegende Erlebnisse sammeln.  

Ich denke jedes Jahr an eine alte Bäuerin, die im Herrgottswinkel hinter dem Kreuz, immer 1000 Schilling für uns hergerichtet hatte. 

Einmal bin ich mit einem Schüler von mir Sternsingen gegangen. Der war ein sehr ungewöhnlicher Junge, er wollte Meeresbiologe werden, hat alles immer ganz genau beobachtet. Beim Sternsingen ist er vorgetreten, als König Melchior, und bevor er seinen Spruch gesagt hat, meinte er: Entschuldigen Sie, wenn ich Sie darauf aufmerksam machen darf: Sie haben ein Loch in Ihrem Socken, beim großen Zeh. Dann sprach er weiter „Ich bin der König Melchior und bringe …“. Es haben sich alle vor Lachen gebogen, auch die besuchte Frau. 

Was ich noch sagen möchte ist, dass es mich selbst bereichert, wie ernst Kinder das Sternsingen, ihre Rollen als Botschafterinnen und Botschafter nehmen, und wie sie da hineinspüren. 

Und: Zahnärzte sollten besondere Sponsoren der Sternsingeraktion sein, weil die Kinder Berge an Süßigkeiten bekommen beim Sternsingen  

Mag.a Elisabeth Schneider-Brandauer, Klagenfurt-St. Martin/Kärnten, Direktorin des Bischöflichen Seelsorgeamtes der Diözese Gurk. 

Weihnachtswunder Sternsingen

Ich bin Religionslehrerin in Stadl-Paura, habe früher auch die Jungschar geleitet, als Firmhelferin gearbeitet, Kindergottesdienste geleitet, im Chor gesungen – und ich leite dort seit 35 Jahren die Sternsingeraktion. 

Manchmal fühl ich mich mit meinen 60 Jahren schon bald ein wenig zu alt für’s Sternsingen, und ich überlege, die Organisation in jüngere Hände zu legen. Aber es sind jedes Jahr so schöne Erlebnisse. Es gibt da ein Haus, wo nie jemand daheim ist. Aber immer hängt ein liebevoller, motivierender Brief für die Sternsinger*innen an der Tür. Auch Geld und Süßigkeiten sind dabei. Dass sich jemand diese Mühe macht, berührt mich sehr. 

Sternsingen gibt einem viel zurück. Im Corona-Winter 2021, war ich sehr unsicher, ob es klug ist, die Aktion durchzuführen. Wir haben uns dann entschlossen - mit allen möglichen Sicherheitsvorkehrungen -, doch von Haus zu Haus zu gehen. Wir wussten nicht, wie wir empfangen werden. Aber die Menschen freuten sich sehr über ein Stück Normalität in dieser schwierigen Zeit. Für uns war das ein richtiges Weihnachtswunder! 

Renate Aicher, Stadl Paura/Oberösterreich 

Da ist der falsche Ton auch egal

Zum Sternsingen bin ich durch meine Tochter. Ich habe ihre Sternsingergruppe begleitet. Tja, das ist jetzt auch schon 22 Jahre her. Ich alle meiner vier Kinder beim Sternsingen begleitet. Es war mir damals besonders wichtig mitzugehen, um zu zeigen das es etwas Besonderes ist ein Sternsinger zu sein. Du spürst den Zusammenhalt der Gruppe, egal ob es schneit oder regnet, egal wie kalt es ist. Und ich spüre immer wieder wie wichtig es für Menschen eine Botschaft zu bringen.

Ich bin seit 20 Jahren im Pfarrgemeinderat von Flattach. Ich leite die Ministantengruppe und organisiere mit unseren Obmann Sigi Reichhold gemeinsam auch die Stensingeraktion. Sigi und seine Frau Gerlinde kochen für unsere König*innen die leckersten Gerichte. Lieder und Texte aussuchen, Proben, die Gruppeneinteilung, anziehen, schminken, die Planeinteilung der Orte und motivieren der Begleitpersonen - aber auch zum Schluss das Geld zählen sind meine Bereiche. Es macht mir Spaß mit den Kindern zu proben und ich begleite immer gerne die Gruppe, weil ich gerne Menschen besuche und sehe wie sie sich über den Besuch der Sternsinger freuen.

Wir sind vier Gruppen in unserer Pfarre. Die Berggruppe treffen sich schon um 8 uhr um früher loszufahren. Der Rest trifft sich um 8.30 Uhr. Da geht’s dann schon mal lauter zu. Da ja die Kinder auch aufgeregt. Sie freuen sich auf die zwei Tage wo sie gemeinsam unterwegs sind. Jeder bekommt einen Plan wo er eingeteilt ist. Der Herr Pfarrer segnet noch die Sternsinger und dann geht’s los. Mittags treffen wir uns im Pfarrhof und dann wird gegessen und neue Kräfte für Nachmittag gesammelt.

Am ersten Tag gehen wir länger und decken oft den größten Teil des Pfarrgebietes ab, da die Kinder am nächsten Tag schon sehr müde sind.

Mich berührt es immer wenn die Menschen schon freudig auf uns warten. Eine schwerkranke Frau in unseren Ort zum Beispiel, freut sich jedes Jahr auf uns. Letztes Jahr durfte sie nicht aufmachen wegen Corona. Sie steckte das Geld in ein Kuvert und Süßigkeiten dazu. Dabei war noch ein Brief an Mich, indem sie uns Gottes Segen wünschte und von ihrer Hoffnung schrieb, dass sie nächstes Jahr noch am Leben ist wenn die Sternsinger kommen und sie uns wieder hereinbitten kann. So etwas vergisst man nicht.

Wir erleben auch sehr viel Lustiges gemeinsam. Einmal ging ich mit den Kids in ein Haus. Als die Kinder zu singen begannen kam die Katze und studierte die Kinder. Anschließend ging sie ins Kistchen und machte ihr Geschäft. Das Geschäft war eher ein Großes und dementsprechend schaute sie die Kinder währenddessen mit großen Augen an. Solange, bis die sich nicht mehr halten konnten vor lauter Lachen. Vorbei war es mit dem Singen. Noch heute erzählen die Kinder davon.

Und genau darum geht’s: das gemeinsam erlebte schweißt zusammen. Du spürst den Zusammenhalt der Gruppe, egal ob es schneit oder regnet, egal wie kalt es ist. Und ich spüre immer wieder wie wichtig es für Menschen eine Botschaft zu bringen. Es ist ein wichtiges Brauchtum, es sind wichtige Rituale des Zusammenhaltens, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Da ist der eine oder andere falsche Ton vollkommen egal.

Andrea Petscher, Flattach