Ghana: Im Kampf gegen Kinderarbeit

Traumberuf Arzt
Der 9-jährige Kwabena träumt davon, Arzt zu werden. Doch seine Mutter ist arbeitslos. Das Geld reicht nicht zum Überleben. Darum hat Kwabena täglich auf den Kakaofeldern geschuftet. Erst vor kurzem hat die Dorfgemeinschaft dafür gesorgt, dass das Verbot von Kinderarbeit eingehalten wird. Es besteht Hoffnung, dass er seinen Traumberuf doch noch erreicht. Deine Spende unterstützt ihn jedenfalls darin!
„Jeden Tag stehe ich um 4 Uhr in der Früh auf und gehe Wasser holen,“ erzählt Kwabena. Zu dieser Zeit ist es in Ghana noch dunkel. Erst wenn alle Arbeiten im Haus erledigt sind und die Sonne aufgeht, bricht er zur Schule auf. Frühstück gibt es überhaupt erst um 10 Uhr in der ersten Pause.
Kwabena ist neun Jahre alt. Er lebt mit seinen drei Geschwistern und seiner Mutter in Owusukrom, einem kleinen Dorf in der Ashanti-Region im Westen Ghanas. Das Dorf ist schlecht angebunden. Die Straßen sind staubig und holprig. Stromausfälle stehen an der Tagesordnung. Die Wasserversorgung ist so schlecht, dass es immer wieder zu Cholera-Ausbrüchen kommt. Die Schulen sind miserabel ausgestattet.

Kwabenas Stundenplan
Armut schafft Kinderarbeit
Die Menschen hier leben vom Kakao-Anbau. Gemüse bauen sie vor allem für den Eigenbedarf an. Ihr Alltag ist geprägt von harter körperlicher Arbeit. In Owusukrom kann wie in ganz Ghana kaum ein*e Kakaobäuer*in ein existenzsicherndes Einkommen erwirtschaften. Dazu sind die Preise für den Kakao zu niedrig und die Kosten für Arbeitskräfte und Pestizide zu hoch. Die massive Teuerung verschärft die ohnehin angespannte Lage zusätzlich. Ein Drittel bis die Hälfte der Kakaobäuer*innen lebt daher weit unter der Armutsgrenze.
Wer so massiv von Armut betroffen ist, kann es sich nicht leisten, für die Kakaoernte zusätzliche Arbeitskräfte zu beschäftigen. Darum müssen alle in der Familie in den Kakaofeldern arbeiten. Auch die Kinder. Meist sammeln sie die Kakaoschoten ein und schleppen sie zu den Plätzen, wo sie weiterverarbeitet werden. Dort öffnen sie die Kakao-Schoten mit der Machete und lösen die Kakaobohnen aus. Das ist schwerste Arbeit, die für die Gesundheit der Kinder schädlich und zum Teil gefährlich ist. Das ist eigentlich verboten.
Auch Kwabena musste schon im Alter von acht Jahren Kakaofrüchte einsammeln, aufbrechen und auslösen. „Das Einsammeln der Kakaofrüchte war so anstrengend, dass mir übel wurde. Und der Rücken hat mir jeden Tag schrecklich weh getan,“ berichtet Kwabena. In der Schule war er dann oft zu müde zum Lernen. Kwabena ist kein Einzelfall. Kinderarbeit hält sich gerade im Kakaosektor in Ghana sehr zäh. Über die Hälfte aller Kinder von Kakaobäuer*innen müssen schwerste Arbeiten verrichten. Tendenz steigend!

Foto: Isaac Addai / Nature Aid Ghana
Erfolgreich gegen Kinderarbeit
Im Dorf Owusukrom haben die Bewohner*innen nun gemeinsam entschieden, dass die Kinder diese schweren Arbeiten nicht mehr verrichten dürfen. Sie sollen zur Schule gehen, lernen und spielen können. Das ist ein wichtiger erster Schritt, den sie ohne die Begleitung und Unterstützung unserer Partner*innen von „Nature Aid Ghana“ nicht geschafft hätten.
„Nature Aid Ghana“ ist seit 2007 erfolgreich im Kampf gegen Kinderarbeit aktiv. Die Organisation arbeitet dabei eng mit den Dorfgemeinschaften zusammen. Sie gründet mit den Dorfbewohner*innen eigene Komitees, die sich für eine nachhaltige Entwicklung der Gemeinde einsetzen. Diese ermitteln gemeinsam die Bedürfnisse der Bevölkerung, entwickeln Lösungen und setzen diese mit den lokalen Authoritäten um. So hat z.B. das Schul-Management Team in Owusukrom erkannt, dass viele Eltern trotz harter Arbeit die Kosten für Schulbeiträge und Uniformen nicht bezahlen können. Daraufhin haben sie Pläne zur Unterstützung der Eltern entwickelt, damit sie ihre Kinder zur Schule und nicht auf die Kakaofelder schicken. „Nature Aid Ghana“ begleitet und finanziert die Umsetzung dieser Pläne.
Einkommen ohne Kakao
Davon profitieren nun Kwabena, seine Brüder und seine Mutter Doris. Denn Doris wurde in dieses Förderprogramm aufgenommen. Die alleinerziehende Mutter ohne eigenes Land und ohne Arbeit ist frustriert: „Ich besitze kein eigenes Land und kann deshalb nicht wie alle hier vom Kakaoanbau leben. Ich brauche einen anderen Job.“ Sie wird sich in den Workshops von „Nature Aid Ghana“ handwerkliche Fertigkeiten aneignen und einen nachhaltigen Umgang mit Geld erlernen. Sobald sie ein selbständiges Einkommen erwirtschaftet, wird sie selbst für die Ausbildung ihrer Kinder aufkommen. Kwabena und seine Brüder müssen schon jetzt keine Schwerstarbeit mehr auf den Kakaofeldern verrichten. Kwabena hilft nur noch an wenigen Nachmittagen und an Samstagen am Feld mit. Unter der Woche geht er zur Schule, lernt fleißig und trifft seine Freund*innen. Vielleicht wird eines Tages sein Traum wahr und er wird Arzt.

Kwabenas Mutter Doris verbessert ihre handwerklichen Fähigkeiten in den Workshops von „Nature Aid Ghana“, um zu einem Einkommen zu kommen. Foto: Isaac Addai / Nature Aid Ghana
