Rohstoffe und Gerechtigkeit

Unser Rohstoffhunger beutet aus
Billiger und sicherer Zugang zu Rohstoffen steht hoch oben auf der politischen Agenda. Der globale Wettlauf um sogenannte „kritische Mineralien” ist voll im Gang. In den Abbauregionen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas gibt es schon jetzt massive schädliche ökologische und soziale Auswirkungen. Was tun, damit sich die negativen Effekte nicht weiter verschärfen, sondern ein gutes Leben für alle möglich wird?
Kritische Rohstoffe?
Nicht auf Kosten von Menschen und Umwelt anderswo!
Mineralische Rohstoffe stecken in fast allem, was wir täglich benutzen: Im Fahrrad oder Scooter, dem Möbel, auf dem du gerade sitzt, oder dem Bildschirm, auf den du gerade schaust. Durch die Umstellung auf erneuerbare Energien, die Digitalisierung und leider auch durch militärische Aufrüstung steigt der Bedarf an bestimmten Rohstoffen stark an. Fachleute erwarten, dass sich der Bedarf an manchen „kritischen“ Rohstoffen in den kommenden Jahren vervielfachen könnte.

Große Tagebauminen, wie diese Goldmine in Guatemala, kommen meist mit dem Versprechen von Jobs und Wohlstand für eine Region. Spätestens nach dem Schließen der Mine bleiben vor allem die Probleme und Lasten.
Schon jetzt hat der Rohstoffabbau in unseren Schwerpunktländern massive schädliche Auswirkungen: Boden, Luft und Wasser werden durch Bergbau verschmutzt, die biologische Vielfalt schwer beeinträchtigt, große Landflächen beansprucht und enorme Mengen an Wasser und anderen natürlicher Ressourcen verbraucht. Gleichzeitig werden Menschenrechte missachtet, besonders jene der lokalen Bevölkerungsgruppen. Häufig kommt es zu Konflikten, Gewalt und Ungerechtigkeit. Viele fürchten, dass durch die steigende Nachfrage immer mehr Regionen zu „Opferzonen“ werden, in denen Menschen und Umwelt für den Rohstoffabbau ausgebeutet werden. Die Gewinne verlassen jedoch die Abbauregion, während die Schäden vor Ort bleiben. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche. Ihre Rechte und Perspektiven werden aber oft übersehen.

Besonders dramatisch sind für die lokale Bevölkerung der hohe Wasserverbrauch und die Verschmutzung von Trink- und Nutzwasser durch den Bergbau, wie hier durch eine Zinn-Mine in Bolivien.
In Österreich und Europa müssen wir unseren hohen Rohstoffverbrauch auf ein gerechtes und zukunftsfähiges Maß reduzieren. Das geht durch einen genügsamen Lebensstil und eine echte Kreislaufwirtschaft: Produkte sollten länger genutzt, repariert und recycelt werden, statt weggeworfen zu werden. Betroffene Gemeinschaften müssen mehr Mitsprache und Recht auf Selbstbestimmung erhalten. Sagen sie „Nein“ zu einem Projekt in ihrem Territorium, so muss dies auch akzeptiert werden. Gewalt und Menschenrechtsverletzungen dürfen niemals toleriert werden. Außerdem brauchen wir strengere Regeln für den Import von Rohstoffen, damit Unternehmen entlang der Lieferketten Verantwortung übernehmen, etwa durch ein Lieferkettengesetz, das für die Betroffenen vor Ort tatsächliche Verbesserungen bringt. Insgesamt müssen wir uns gemeinsam auf die Suche nach einer neuen Form des Wirtschaftens machen, das – wie Papst Franziskus es sagte - “Leben schenkt und nicht tötet, das einschließt und nicht ausschließt, das humanisiert und nicht entmenschlicht“.

Wir unterstützen Betroffene von Bergbau-Projekten in unseren Schwerpunktländern, damit ihre Stimme gehört wird und ihre Rechte respektiert werden.
Projekt „Mobilität in der 7-Tonnen-Zukunft"
Sowohl im Kampf gegen den Klimawandel als auch beim Rohstoffverbrauch, nimmt der Mobilitätssektor eine Schlüsselrolle ein. Der österreichische Ressourcenfußabdruck liegt mit 33 Tonnen pro Jahr und Kopf weit über einem global fairen und nachhaltigen Maß. Die österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie hat sich darum zurecht das ambitionierte Ziel gesetzt, diesen Kennwert bis zum Jahr 2050 auf 7 Tonnen pro Jahr und Kopf zu senken.
Mit dem Projekt „Mobilität in der 7-Tonnen-Zukunft“ fragen wir nach der „Ressourcenwahrheit“ in sozialer und ökologischer Hinsicht von unterschiedlichen Mobilitätskonzepten und versuchen im Dialog mit Expert*innen und Jugendlichen einen Pfad zu einer ressourcenschlanken, klimaschonenden und gerechten Mobilität im Jahr 2050 vorzuzeichnen.
Die ARBEITSGEMEINSCHAFT ROHSTOFFE ist ein Bündnis österreichischer NGOs mit dem Ziel, negative Auswirkungen des Abbaus mineralischer Rohstoffe durch deren Herstellung, Nutzung und Entsorgung zu verringern sowie gleichzeitig positive Ansätze eines nachhaltigeren Umgangs mit diesen Materialien politisch und gesellschaftlich voranzutreiben. Konkret heißt das, nationale, europäische und internationale Rohstoffpolitik mitzugestalten und zu einem bewussteren gesellschaftlichen Umgang mit mineralischen Rohstoffen beizutragen.
Am Projekt arbeiten die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, NeSoVe, GLOBAL 2000, Jane Goodall Institute Austria, SÜDWIND, VCÖ und TU Wien - Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik mit.
Anmeldung zum Forum am 10. Oktober 2025:
“Wie gelingt die Mobilitätswende - gerecht und rohstoffsparend?”
Vortrag & Diskussion: Wie gelingt die Mobilitätswende? GLOBAL 2000