Gold und Kirche

Vom blutigen Glanz des Edelmetalls
„Es ist wichtig, ‚im eigenen Haus zu beginnen‘ und zu prüfen, was man ändern muss, um eine neue Kultur der Sorge um das Leben zu schaffen“ - schreiben die Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik. Das gilt auch für die Verwendung von Gold, ein wunderbares Metall, dessen Gewinnung aber nun einmal von Schäden für Mensch und Umwelt begleitet ist.
Goldbergbau zerstört Umwelt und schafft Leid
- Die Umweltschäden sind enorm: Zyanid und Quecksilber vergifteten das Grundwasser, riesige Abraumhalden bleiben nach der Vernichtung der Landschaft zurück, das Ökosystem der gesamten betroffenen Region ist auf Generationen zerstört.
- Hohe Arbeits- und Gesundheitsrisiken.
- Verletzung der Menschenrechte und Kriminalisierung von Widerstand.
- Kinderarbeit.
- Illegale Goldsucher bringen während der Covid19-Pandemie die Krankheit in das Amazonasgebiet und nützen die Lage aus. Indigene Völker und bäuerliche Gemeinschaften werden von ihrem Land vertrieben.
- Goldabbau finanziert bewaffnete Konflike.
- Die Bevölkerung profitiert normalerweise entgegen vielen Versprechen nicht von industriellen Großminen.
- Auch historisch gesehen ist der Abbau von Gold (und anderen Mineralien) belastet. Menschen wurden ausgebeutet und versklavt, der Reichtum der Ressourcen zu großen Teilen in die Länder des globalen Nordens gebracht.
- Viel Gold lagert in Tresoren – als Wertaufbewahrungsmittel oder als Schmuck. Wir haben schon genügend Gold aus der Erde geholt und die Goldreserven der Erde sind begrenzt. Dennoch geht der Goldabbau unvermindert weiter.
Für eine Kirche an der Seite der Armen
In der katholischen Kirche wird Gold in vielfältiger Weise verwendet: etwa für die Ausstattung von Kirchen, als Wertaufbewahrungsmittel, für religiöse Zeichen und nicht zuletzt in der Liturgie, besonders in deren „Herzstück“, der Feier der Eucharistie, z.B. mit vergoldeten Kelchen und Hostienschalen.
Die Kirche kann sich nur glaubwürdig für die vom Goldabbau betroffenen Menschen einsetzen, wenn sie ihre eigene Umgangsweise mit Gold reflektiert und sich auch hier der von Papst Franziskus geforderten „ökologischen Umkehr“ stellt. Dazu gehört auch eine Überwindung von kolonialem Denken, das weiterhin auf die Ausbeutung von Ressourcen setzt. Als Kirche haben wir die Chance, hier ein Vorbild zu sein und können zeigen, dass man aus moralischen Gründen auf das Edelmetall verzichten kann und muss. Es ist wichtig, dass die Kirche hier "ihre prophetische Rolle" wahrnimmt und klar zeigt wo sie steht: Auf Seite der Armen und Ausgebeuteten.

Reliquienmonstranz der Kirche Maria am Gestade. Foto: P. Hans Hütter CSsR
Für eine Kirche ohne neues Gold
Dass Goldgewinnung mit viel Unrecht und Ausbeutung verbunden ist, ist nur den wenigsten bewusst. Unsere Projektpartner*innen wissen nur allzu viele Geschichten zu erzählen, die eindrucksvoll zeigen, wie Goldabbau tötet und Existenzen und Umwelt vernichtet.
Wir wollen erreichen, dass in der Katholischen Kirche das Bewusstsein für die Schattenseiten des Goldes wächst und dementsprechend der Umgang mit Gold sich ändert. Das bedeutet z.B., dass anderen Materialien der Vorzug gegeben wird oder dass darauf geachtet wird, nur recyceltes Gold zu verwenden. Weiters arbeiten wir darauf hin, dass auch die Investitionen kirchlicher Institutionen in Gold überdacht werden.
Unser Ziel ist es, in den Beschaffungsrichtlinien der österreichischen Diözesen Kriterien zum Umgang mit Gold (z.B. vergoldete liturgische Geräte) zu verankern. Es geht darum, auf vielen Ebenen den selbstverständlichen Einsatz von Gold zu überdenken – sei es in der Liturgie, sei es in der Veranlagung in Gold. Wenn die Kirche dadurch ein Vorbild für die Geschäftswelt wird, hat sie ihre prophetische Aufgabe erfüllt!
Uns ist bewusst, dass Gold in der katholischen Kirche einen hohen symbolischen Wert hat – etwa als Zeichen der Größe und Beständigkeit Gottes oder als Zeichen der Treue unter Menschen. Aber Papst Franziskus, viele Bischofskonferenzen, die Synode für Amazonien 2019, unterschiedliche kirchliche Organisationen sowie die Projektpartner*innen der Dreikönigsaktion machen deutlich, dass eine nachhaltige Veränderung der Verhältnisse im globalen Süden nur durch eine Transformation des Lebensstils im globalen Norden erfolgen kann. Das erfordert auch ein neues Bewusstsein für den Umgang mit Gold, dem sich die katholische Kirche nicht verschließen darf.

Foto: CC BY 2.0 Rosmarie Voegtli, Flickr
Was kann ich tun? Was können wir als Pfarrgemeinde tun?
Wie die Sterndeuter aus dem Evangelium (vgl. Mt 2,1-12) haben viele von uns „Gold im Gepäck“ – oft in unserem Smartphone oder in Form des Eheringes.
- Das Erste, was wir tun können, ist, uns für die Herkunft des Goldes zu interessieren – mehr noch für die Menschen, deren Lebensraum weltweit durch den Abbau von Gold zerstört wird. Damit werden wir uns auch von so mancher romantischen Vorstellung über Goldwäsche verabschieden.
- Auf Dauer wirksam ist es, beim Erwerb oder Einsatz von Gold gezielt nachzufragen, woher dieses Gold stammt und in erster Linie auf recyceltes Gold zu setzen oder zumindest nach fair gehandeltem Gold zu fragen.
- Unsere Kreativität und unser Wille sind gefragt, alternative Materialien zu verwenden, wo immer es geht.
- Wie können uns einsetzen für eine Gesetzgebung (z.B. innerhalb der EU und auf UN-Ebene), die transparente Lieferketten und die Einhaltung von Menschenrechts- und Umweltstandards zur Pflicht macht.
Eine nachhaltige Veränderung der Verhältnisse im globalen Süden kann nur durch eine Transformation des Lebensstils im globalen Norden erfolgen. Das erfordert auch ein neues Bewusstsein für den Umgang mit Gold, dem sich die katholische Kirche nicht verschließen darf.
Ansprechperson
Sr. Anneliese Herzig
Anwaltschaft (Themenfeld Pastoral)
Segen und Fluch des Goldes
Gedanken von Pater Bernhard Pesendorfer CM
Seit Menschen die ersten Goldnuggets entdeckt haben fasziniert dieses Edelmetall durch Generationen hindurch und über Kulturen hinweg. Gold steht seitdem für alles was wichtig und wertvoll ist, auch für alles was mit Macht und Einfluss zu tun hat. Im religiösen Bereich steht das Gold als Symbol für den Bereich des Göttlichen. Im christlichen Kontext kennen wir die mit Blattgold hinterlegten Ikonen aus der orthodox/orientalischen Tradition, die vergoldeten Heiligenstatuen aus der katholischen Tradition oder wertvolle in Goldverzierung gefasste Bibeln aus den protestantischen Traditionen. Auch liturgische Geräte aller Traditionen sind meist aus Metall gefertigt, vergoldet und mit Edelsteinen verziert. All das weist auf den göttlichen Bereich hin dem diese Gegenstände zuzuordnen sind.
Gold hat aber auch seine Schattenseiten. Wie kaum ein anderes Material entfacht es die Gier des Menschen. Gold gilt bis heute als eine der sichersten und Krisenresistentesten Wertanlagen. Dementsprechend versucht der Mensch an entsprechendes Gold zu kommen. Die Tage der Goldschürfer, wie wir oft noch romantische Bilder im Kopf haben, sind längst vorbei. Gold wird heute von großen Konzernen auf Kosten unfair behandelter Arbeiter und unter schlechten Bedingungen für Umwelt und Natur industriell aus dem Boden geholt. Für mich stellt sich ehrlich die Frage, ob heute nicht andere Materialien im religiösen Bereich Göttliches besser sichtbar machen als Gold. Die Materialien Holz, Keramik und Glas sind mir da besonders ans Herz gewachsen. Holz begleitet mich als gelerntem Tischler schon lange in meinem Leben und auch als Priester wenn es um die Ausstattung von Kirchen und Kapellen geht, die meinem Verantwortungsbereich unterliegen. Der direkte Bezug zur Schöpfung kommt für mich im Material Holz besonders direkt zum Ausdruck. Keramik steht für einen Moment der Menschheitsgeschichte, in dem Vorratshaltung, und somit Überleben, auf eine neue Stufe gehoben wird. Für mich ein besonderer Bezug zur Eucharistie, denn in Tongefäßen hält sich Korn bis heute am Längsten. An Glas schätze ich besonders die Transparenz. Kirchen mit schönen Glasfenstern gehören mit zu dem Beeindruckendsten, wenn ich in der Steiermark unterwegs bin. Diese drei Materialien begleiten mich auch in der Liturgie, ich habe Kelchgarnituren und andere Geräte aus Holz, Keramik und Glas stets selber mit, wenn ich feiere und die Rückmeldungen der Mitfeiernden war stets Positiv. Ich stelle mir auch oft vor, dass die Weisen aus dem Osten mit diesen drei Gaben heute zu Jesus kommen würden. Mit einer schönen Schatulle aus Holz voller Pflanzensamen, als Verweis auf die Schöpfung Gottes. Mit einem Keramiktopf voller Getreidekörner, als Verweis auf das Brot des Lebens, das Jesus uns ist. Und mit einem Glaskelch voller reifer Früchte, in dem Gott als Freude durchlässig wird auf unsere schöne Welt hin. Ich lade ein, darüber nachzudenken.
