„Stop Double Standards!“: Gemeinsam für einen EU-Exportstopp hochgefährlicher Pestizide
Eine von der Dreikönigsaktion mitherausgegebene Studie zeigt die Auswirkungen eines Exportstopps für in der EU verbotene Pestizide auf
Während bestimmte Pestizide in Europa verboten sind, weil sie als zu gefährlich für die menschliche Gesundheit und die Umwelt eingestuft wurden, dürfen europäische Unternehmen diese weiterhin herstellen und in Drittländer exportieren. Diese Doppelmoral der EU gefährdet die Gesundheit der Menschen und die Ökosysteme in den Importländern. Gleichzeitig importiert die EU Lebensmittel, die unter Verwendung vieler dieser Stoffe angebaut wurden, wodurch auch die Konsument*innen in der EU giftigen Rückständen in importierten Lebensmitteln ausgesetzt und damit indirekt betroffen sind.
Die EU versprach 2020 in ihrer Chemikalienstrategie, Maßnahmen zu ergreifen, den Export dieser giftigen, bei uns verbotenen Substanzen zu unterbinden. Die Industrie reagierte und schürte Ängste vor dramatischen Auswirkungen auf die EU-Wirtschaft.
Eine von der Dreikönigsaktion mitherausgegebene Studie zeigt jedoch ein völlig anderes Bild: „Auf Grundlage der Daten über die Ausfuhr von Pestiziden aus den sieben wichtigsten europäischen Exportländern haben wir berechnet, dass die Gesamtzahl der durch ein hypothetisches EU-Ausfuhrverbot potenziell gefährdeten Arbeitsplätze im Jahr 2018 133, im Jahr 2021 213 und im Jahr 2022 173 betragen hätte", erklärt Christophe Alliot von LeBasic und Hauptautor des Berichts. Doch selbst diese Zahlen scheinen zu hoch gegriffen.
Nach einer weiteren Verfeinerung der Analyse auf der Grundlage der Erfahrungen mit dem französischen Ausfuhrverbot kamen die Forscher zu dem Schluss, dass der gesamte potenzielle Verlust an Arbeitsplätzen im Jahr 2022 für die gesamte EU 25 Arbeitsplätze betragen hätte. Letztendlich könnten womöglich gar keine Arbeitsplätze verloren gehen, wenn das Personal intern verlagert oder mit anderen Aufgaben betraut würde. Als erwarteter positiver Nebeneffekt könnte das Exportverbot Anreize für Unternehmen schaffen, in die Produktion von sichereren, nachhaltigen Alternativen zu investieren.
Während die negativen Auswirkungen auf die EU-Wirtschaft minimal wären, wären die positiven Auswirkungen für Drittländer erheblich. Ein Stopp der Ausfuhr von in der EU verbotenen Pestiziden in LMICs würde die Exposition und damit alle damit verbundenen Risiken für die Gesundheit von Landarbeiter*innen, Bewohner*innen landwirtschaftlicher Gebiete und ihren Familien sowie für die Umwelt und Ökosysteme verringern. Das Expositionsniveau gegenüber Pestiziden und die Risiken für Umwelt- und Gesundheitsschäden ist in diesen Ländern aus zahlreichen Gründen höher als in der EU: Oftmals gibt es keine spezifischen Vorschriften, Kontrollen und Schulungen für den Einsatz von Pestiziden und Schutzausrüstungen für die Arbeiter*innen stehen nicht zur Verfügung. Darüber hinaus arbeitet ein höherer Anteil der Bevölkerung in der Landwirtschaft.
Ein Exportstopp für in der EU verbotene Pestizide wäre eine praktische Umsetzung der neuen EU-Handelspolitik zur Förderung der Nachhaltigkeit sowie ein Beweis für die potenzielle Rolle der Europäischen Union als globales Vorbild für die Regulierung von Chemikalien.
"Die kriminelle Doppelmoral bei gefährlichen Pestiziden muss ein Ende haben. Der Bericht zeigt, dass es keine Hindernisse gibt, die die EU daran hindern, strenge Maßnahmen zu ergreifen. Ein Exportverbot würde sich kaum auf die EU-Wirtschaft auswirken, aber Europa würde ein deutliches Zeichen gegen die Verbreitung dieser giftigen Chemikalien in Drittländern setzen, in denen Pestizidunternehmen die laxe Gesetzgebung ausnutzen. Die EU muss jetzt handeln", betont Isabelle Schützenberger von der Dreikönigsaktion.